Lipödem Reha in der Inselsberg Klinik

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Die Inselsberg Klinik – ein Erfahrungsbericht

Seit meiner Diagnose 2014 war ich bisher zweimal über die deutsche Rentenversicherung auf einer Lipödem-Reha in zwei verschiedenen Kliniken. 2022 durfte ich im Rahmen meiner Aufklärungsarbeit bei der Inselsberg Klinik eine Woche Aufenthalt mitmachen, um einen Einblick zu gewinnen, den ich somit an Betroffene weitergeben kann. Dass die Inselsberg Klinik mich so vom Hocker haut, konnte ich zu diesem Zeitpunkt vorher nicht erahnen. In diesem Erfahrungsbericht gebe ich ganz individuell meine ehrlichen Eindrücke weiter. Bevor ich auf die Behandlungen vor Ort eingehe, möchte ich besondere Merkmale der Inselsberg Klinik herausstellen, die mir während des Aufenthaltes direkt positiv aufgefallen sind:

Zimmer: Hell und freundlich, mit einem höhenverstellbaren, kippbaren und breiten Bett, die Dusche mit Vorhang und Duschstuhl statt enger Kabine.

Sitzgelegenheiten: Ob im Zimmer, beim Essen oder im Wartebereich, es gibt für Lip-/Lymphödem Patient:innen überall extra breite Stühle.

Lymphdrainage: Die Liege ist ebenfalls extra breit, der Termin ist 1,5 Stunden (1 Stunde Lymphen, 30 Minuten für das Bandagieren). Bandagen-Aufrollmaschine: Mit der Hand aufwickeln war gestern, hier kann man mit der Maschine im Nu die vielen Bandagen ganz schnell wieder aufrollen.

Schwimmbad und Saunabereich: Optimale Wassertemperatur, großes Becken mit insgesamt ganz toller Atmosphäre.

Inselsberg Klinik
Inselsberg Klinik

Die Kinderbetreuung (für Kinder von 3-12 Jahren), sowie die Familien-Zimmer (für max. zwei Kinder) und Hunde-Zimmer sind heiß begehrt und haben daher eine längere Warteliste (nähere Infos direkt bei der Inselsberg Klinik). Die Familien-Zimmer sind durch einen Durchgang etwas aufgeteilt, haben eine Couch und eine Ess-Ecke. Somit ist genug Raum für bis zu drei Personen. Auch in den Hundezimmern ist alles zu finden, was Frauchen/Herrchen benötigen. Ich finde es richtig toll, dass hier mitgedacht wurde, da genau diese Herausforderung für viele Betroffene ein Ausschlusskriterium bei der Beantragung einer Reha darstellt.

Kinderbetreuung
Familienzimmer
Hunde-Zimmer

Nun aber zum Ablauf

Am ersten Tag in der Inselsberg Klinik hatte ich das Aufnahmegespräch, die Perometer-Messung (Volumen der Beine), Lymphdrainage inkl. anschließender Bandagierung, Entstauungsgymnastik, Krafttraining und ein Gespräch mit der Ernährungsberaterin.

Der zweite Tag begann mit der Einweisung in die Wicker App. Die App beinhaltet Trainingsvideos mit einem persönlichen Zugang, die man bis fünf Wochen nach der Reha weiter nutzen kann. Dann gab es
Frühstück (ja manchmal liegen die Termine so früh, dass man erst „arbeiten“ muss und dann essen kann) und wir sind direkt zum Verdauungsspaziergang raus, mit der Gruppe zum Nordic Walking. Die Inselsberg Klinik liegt landschaftlich so schön, dass man direkt im Wald ist. Das war natürlich eine eindrucksvolle Runde am frühen Morgen. Um 11 Uhr ging es weiter mit Krafttraining. Ich muss sagen, dass der Geräteraum wirklich top und modern ausgestattet ist und die Geräte super leicht bedienbar sind. Richtig gut: beim Training kann man toll nach draußen schauen! Es sind viele kleine Details, aber ich mag solche Dinge ja sehr und führe sie daher hier auch gerne auf. Direkt nach dem Mittagessen gab es wieder Verdauungsprogramm bei der Entstauungsgymnastik. Die Trainerin hat mit uns eine Tabata-Einheit gemacht, das kann man von der Art ein bisschen mit Intervalltraining vergleichen. Hat wirklich viel Spaß gemacht und ist auch für zu Hause eine coole Art des Trainings.

Der letzte Termin war dann noch die Einweisung in den Lymphapress. Obwohl ich das Gerät schon fast fünf Jahre daheim habe, habe ich auch noch etwas dazugelernt. Es gibt drei Hosenmanschetten (zwei davon in Größe XL) und zwei für die Arme.

Zum Abschluss war ich in einem der zwei Gymnastikräume und habe noch 45 Minuten gehullert. Sogar mit kurzer Stepper-Einheit währenddessen. Puh, das war zum einen nicht einfach und hat den Puls schön gepusht, aber ratet mal, wer sich so einen Stepper direkt bestellt hat und das zu Hause nun auch macht … nach dem Abendessen ging es noch eine Runde ins hauseigene Schwimmbad. Ich finde im Übrigen, ein Schwimmbad ist in einer Lipödem-Klinik ein absolutes Must-have und dafür gibt es wieder einmal 5 von 5 Sternen.

Zack, schon Halbzeit!

Zum Bergfest ging der Tag für mich erst einmal sehr entspannt auf dem Hydro-Jet los. Wer das Gerät nicht kennt: Es macht Massage über einen Wasserstrahl. Man liegt wie in einer Art Wasserbett und der Strahl generiert von unten dann einen sehr angenehmen Druck. Besser kann der Tag vermutlich nicht starten. Nach meiner 90-minütigen Lymphdrainage der Arme und Beine (von vorne und hinten) war das „Wellnessprogramm“ somit perfekt. Da ich am Nachmittag noch Aqua Walking hatte, wurde ich nicht bandagiert und hatte daher gefragt, ob ich die Arme gelympht bekommen kann. Allerdings hatte ich dann noch einen extra Bandagen-Termin nach der Wasserzeit. Da dazwischen aber nur 30 Minuten Zeitfenster lagen, habe ich alles aufgewickelt vorbereitet mitgenommen und bin wie ein Packesel durch die Inselsberg Klinik gelaufen. Das sah echt ziemlich witzig aus.

Anschließend habe ich die Zeit genutzt, um mich im Gymnastikraum zu bewegen – natürlich gabs es mal wieder eine Hula Hoop-Einheit. Nach dem plötzlichen Wintereinbruch habe ich mich dann noch dick eingepackt und draußen Schritte gesammelt. Bewegung ist in den Bandagen das A und O.

Der vierte Tag startete um 7 Uhr im Lymphapress. Solche Behandlungen sind um die Uhrzeit immer ganz cool, da man nochmal entspannen kann. Nach dem Frühstück gab es einen sehr informativen Vortrag zur Gewichtsreduktion der Ernährungsberatung. Danach hatte ich ein Gespräch mit dem Marketing und ich durfte ein paar Ecken der Inselsberg Klinik für euch erkunden. Dann gings ab zum Krafttraining.

Mega cool: es gibt in der Inselsberg Klinik mehrere 1,2 kg Hula Hoop Reifen – also ideal zum üben!

Der vorletzte Tag war gleichzeitig ein Lip-/Lymphödem-Infotag, an dem ich über meinen bisherigen Weg referieren durfte. Da dieser bereits um 16 Uhr losging, hatte ich nach dem Mittagessen „nur“ noch Entstauungsgymnastik. Aber die hatte es in sich, denn wir waren bei zwei Grad draußen. Durch die richtige Kleidung war das kein Problem, hatte aber keine Jacke darüber, also musste ich nochmal schnell aufs Zimmer sprinten. Kam aber rechtzeitig zum Start noch an. Warum ich das erzähle? Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir auch bei solchen Temperaturen herausgehen.

Zack war schon Freitag und der letzte Tag des Einblicks in die Inselsberg Klinik war somit für mich gekommen. Um 7:30 Uhr gings direkt mit Aqua Gymnastik zu 90er-Musik los – danach war ich wach, trotz Schlafmangel gut gelaunt und habe mein Frühstück nochmal sehr genossen.

Anschließend ging es wieder auf den Perometer zur Messung und dem Abschlussgespräch beim Arzt. Innerhalb von vier Tagen haben sich immerhin 250 ml am linken und 40 ml am rechten Bein bei mir verabschiedet. Für die kurze Zeit ein mega Erfolg! Danach gings ein letztes Mal zum Krafttraining. Die Trainerin gab mir bei der Beinpresse den Tipp, mal nur mit den Ballen zu drücken. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich das Gewicht von 70 auf 80 kg erhöht habe … aber gesagt, getan! Ich kann die Technik mit den Ballen zu drücken sehr empfehlen, wenn jemand eine Steigerungsform sucht! Danach durfte ich nochmal entspannt die Wasserstrahl-Massage auf dem Hydro-Jet genießen.

Der Tag war gut durchgetacktet, denn direkt danach zur Mittagszeit war ich zu einem Feedback-Gespräch beim kaufmännischen Leiter. Meine kleinen und konstruktiven Anregungen wurden direkt notiert. Insgesamt war es ein sehr angenehmes, offenes und ehrliches Gespräch. Nach dem letzten Mittagessen ging es für mich nochmal zur Entstauungsgymnastik und nach einer letzten Runde Hula Hoop wieder auf die Heimreise.

Mein Testurteil ist einfach: sehr gut

Ich kann es nicht anders sagen. Man hat in der Inselsberg Klinik meiner Meinung nach alles, was man braucht, das Personal ist durchweg freundlich und hilfsbereit, von Schwimmbad bis Sauna das perfekte Wohlfühlparadies für die freien Stunden.

Ich habe im Prinzip nichts vermisst und war sehr positiv überrascht!

Am meisten hat mich das durchgängige Konzept beeindruckt. Keine engen Stuhllehnen, das Bett kann in alle Richtungen verstellt werden, der Duschvorhang und Duschstuhl bieten somit auch genug Platz und überhaupt! Einfach klasse. Meine nächste Lipödem-Reha werde ich auf jeden Fall dort machen. Wer noch Kritik an der Inselsberg Klinik sucht, ich habe irgendwie nichts zu meckern. Wer möchte, dass ich auf höchstem Niveau meckere: anfangs hatte ich keine Hafermilch und musste den Kaffee schwarz trinken, aber das wurde sofort geändert. Das ganze Haus – von Servicekraft bis hin zum kaufmännischen Leiter – haben zugehört, wenn ich Verbesserungsideen hatte.

Ah, doch eine Sache war noch nicht ganz ausgereift: das Cafeteria-Angebot. Es wurde auf mein Nachfragen jedoch sofort Cola Zero bestellt. Leider konnte sie nicht geliefert werden. Aber im Feedback-Gespräch wurde seitens der Inselsberg Klinik durch unseren Aufenthalt festgestellt, dass das Angebot in der Cafeteria überarbeitet wird – es sollen künftig auch ketogene und kalorienfreundlichere Lebensmittel aufgenommen werden.

Mach das Beste für dich draus!

Der wichtigste Punkt von allem ist für mich ein sehr nett gemeinter Hinweis:

Geht nicht auf die Reha und denkt, dass die Physios und Co. euren „Job“ erledigen.

Die Reha funktioniert besonders dann gut, wenn man selbst engagiert mitmacht. Lymphdrainage ist NICHT das Wichtigste, sondern die Bewegungstherapie in Bandagen/Kompression. Die Reha als Entstauungs-Therapie ist kein Wellness-Aufenthalt. Das oberste Ziel ist, dass du selbst aktiv wirst, neue und gesündere Gewohnheiten etablierst und vor allem an deinem Selbstmanagement (auch danach) arbeitest. Der Schlüssel ist NICHT, dass man jeden Tag gelympht wird oder die Bandagierung erhält, sondern die Bewegung – egal ob in Kompression oder Bandagen, das betonen auch die Ärzte vor Ort. Ich habe jedes Zeitfenster dazu genutzt, um mich zu bewegen.

Somit wünsche ich euch allen ganz viel Erfolg auf eurer Reha! Vielleicht ja sogar auch in der Inselsberg Klinik…

Die Beantragung einer stationären Reha-Maßnahme – so geht’s…

Voraussetzungen

Vor der Beantragung einer Reha-Maßnahme findet ein Beratungsgespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin statt. Hier wird besprochen, ob die Voraussetzungen für eine Reha vorliegen. Diese sind:

  • Rehabilitationsbedürftigkeit
  • Rehabilitationsfähigkeit
  • eine positive Rehabilitationsprognose
  • konkrete Reha-Ziele

Grundsätzlich soll eine Reha eine Behinderung und/oder eine Pflegebedürftigkeit günstig beeinflussen, ihre Verschlimmerung verhüten oder ihre Folgen mildern. Bei Patient:innen im erwerbsfähigen Alter geht es häufig darum, drohende bzw. eingetretene Minderungen der Erwerbsfähigkeit abzuwenden. Individuelle Rehabilitationsziele sind zum Beispiel: Verbesserung der Mobilität, Reduzierung von Schmerzen, Verhinderung von Pflegedürftigkeit.

Wer ist zuständig?

In den meisten Fällen sind die gesetzliche Rentenversicherung (Erwerbsfähige etc.) oder die gesetzliche Krankenversicherung (Rentner etc.) die zuständigen Leistungsträger für stationäre Reha-Maßnahmen. Zur Durchführung kommen zertifi zierte Reha-Einrichtungen infrage, die entweder einen Versorgungsvertrag nach § 111 SGB V mit der Krankenkasse, einen Belegungsvertrag mit der gesetzlichen Rentenversicherung haben oder in deren Trägerschaft sind.

Ablauf der Beantragung

Du musst deine stationäre Reha-Maßnahme bei dem für dich zuständigen Kostenträger beantragen.
Welcher in deinem Fall zuständig ist, kannst du sowohl bei deiner Krankenkasse als auch Rentenversicherung erfahren. Dort erhältst du auch die entsprechenden Antragsvordrucke (Krankenkasse: Muster 60 und Muster 61; Rentenversicherung: Antragsformularsatz G100 und G110). Bitte deinen Arzt (nach Möglichkeit Facharzt), die Formblätter auszufüllen und ein befürwortendes Gutachten (Attest) zu erstellen. Falls mehrere Erkrankungen gleichzeitig vorliegen, muss im Antrag die führende Diagnose an erster Stelle stehen.

Wunsch- und Wahlrecht

Falls du deine Rehabilitation in einer bestimmten Klinik durchführen möchtest, musst du das
bei der Antragstellung angeben. Du hast gemäß § 8 SGB IX das Recht, eine für dich geeignete
Rehabilitationsklinik selbst auszusuchen. Die Vorschrift will deine Selbstbestimmung als
Patient:in fördern und dir bei deiner Reha möglichst viel Raum zur eigenverantwortlichen
Gestaltung deiner Lebensverhältnisse geben.

Hier findest du die nötigen Formulare

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Beantragung deiner eigenen Reha und hoffe, dass dir mein Einblick in die Inselsberg Klinik gefallen hat!

Deine Vanessa


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Author: Vanessa Reins

Servus zusammen! Mein Name ist Vanessa Reins: Lipödemkämpferin, Otterliebhaberin und Perfektionistin. Seit meiner Diagnose 2014 bin ich selbst auf dem Weg zu einem neuen Ich, dass ich mit Sport und einer ordentlichen Portion Selbstliebe weiter forme. Mir ist es eine Herzensangelegenheit euch meine Erfahrungen, Tipps oder Ratschläge für euren Weg mitzugeben und euch dazu zu motivieren, euch mit in das Team #antischweinehund zu holen. Auf meinem Instagramprofil @rundundsportlich könnt ihr euch eure Motivationsration abholen. Ich freu mich auf euch!

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